Soziale Arbeit und Schule: Praktikum als Schulsozialarbeiterin
Jana Vonberg studiert im 6. Semester Soziale Arbeit, B.A., in Vollzeit an der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf und hat sich innerhalb ihres Studiums intensiv mit dem Feld Schulsozialarbeit auseinandergesetzt. Wie sie dazu kam und warum sie das Arbeitsfeld so spannend findet, verrät sie uns im Interview.
Frau Vonberg, der Studiengang Soziale Arbeit ist an der Fliedner Fachhochschule generalistisch ausgelegt. Es gibt also sehr viele mögliche Tätigkeitsfelder. Wie sind Sie zur Schulsozialarbeit gekommen?
Vor meinem Studium hatte ich mich schon ziemlich festgelegt auf die Arbeit mit Menschen mit Behinderung, wollte das Studium aber auch nutzen, um weitere Bereiche kennenzulernen. Durch die beiden Praxisphasen im 3. und 5. Semester und die begleitenden Reflexionsveranstaltungen im Vollzeit-Studium hat man an der Fliedner Fachhochschule auf jeden Fall gute Möglichkeiten, einen Überblick über die vielen verschiedenen Felder der Sozialen Arbeit zu erhalten. So habe ich in der Reflexionsveranstaltung im Austausch mit Kommilitoninnen und Kommilitonen auch einen Einblick in die Schulsozialarbeit bekommen. Eine Studierende erzählte in der Veranstaltung von einem Kletter- und einem Waldprojekt, die sie in ihrer Praxisphase in einer Schule durchgeführt hatte. Das fand ich sehr spannend und das Berufsfeld Schulsozialarbeit wurde für mich dadurch besser greifbar. Vor meiner zweiten Praxisphase habe ich dann selbst recherchiert und schnell gemerkt: Stimmt! Schulsozialarbeit umfasst weit mehr als nur akute Problembehandlung bei Schülerinnen und Schülern, wie ich vorher gedacht hatte.
Ihre zweite Praxisphase haben Sie dann in der Schule absolviert. Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Erstmal war ich natürlich froh, in der Pandemie überhaupt einen Platz in einer Schule zu bekommen. Ich arbeitete mit einem anderen Sozialarbeiter zusammen, der schon länger in der Schule tätig ist, und fand es super, wie flexibel wir in der Angebotsgestaltung waren. Wir haben u.a. Kennenlerntage für die Fünftklässlerinnen und Fünftklässler basierend auf Natur- und Waldpädagogik geplant und durchgeführt, was unter Pandemie-Bedingungen gar nicht so leicht war. Vertrauensspiele, bei denen die Kinder sich berühren, waren z. B. tabu, wir mussten uns also viele neue Ideen überlegen, die das Klassengefühl stärken.
Ein weiteres Highlight war ein von mir gestaltetes Projekt zum Thema Selbstvertrauen. Nachdem ein Mädchen an der Haltestelle angesprochen wurde und sich nicht getraut hatte, etwas zu sagen, habe ich in Absprache mit dem Klassenlehrer einen Kurs angeboten, in dem wir uns mit selbstsicherem Auftreten beschäftigt haben. Hier war es schön zu sehen, wie viel die Schülerinnen auch voneinander lernen konnten.
Was reizt Sie besonders an dem Berufsfeld Schulsozialarbeit?
Ich persönlich denke, dass wir als Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in der Schule einen sehr wichtigen Beitrag leisten können. Die Schülerinnen und Schüler sind die Erwachsenen von morgen und wir können sie dabei unterstützen, sich selbst und ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Wir können den Raum Schule durch ein weitgefächertes und individuelles Angebot mitgestalten und damit auch dazu beitragen, dass Schule offener und inklusiver wird. Themen wie Vielfalt, Migration, Sexualität werden durch Schulsozialarbeit präsenter.
Durch meine Präsenz in der Schule während meiner Praxisphase wurde an einigen Stellen überhaupt erst ein Bedarf an einer weiblichen Schulsozialarbeiterin deutlich, weil manche Fragen wie zur sexuellen Orientierung oder auch die zum Selbstbewusstsein im Auftreten überhaupt erst gestellt und so entsprechend angegangen werden konnten. Es wäre natürlich schon super, wenn so etwas auch regelmäßig angeboten würde.
Ist Ihnen das Thema Schulsozialarbeit auch im theoretischen Teil des Studium der Sozialen Arbeit begegnet?
Im Studium selbst wird inhaltlich nicht wirklich speziell darauf eingegangen, aber das liegt sicher auch daran, dass die Schulsozialarbeit ziemlich umfangreich ist und es aktuell noch keine richtige Definition gibt, sondern es eher von Schule zu Schule sehr unterschiedlich gehandhabt wird. Unser Studiengang ist ja generalistisch aufgebaut und das, was wir lernen, kann man so eigentlich auch auf jeden Bereich der Sozialen Arbeit anwenden, wie z.B. die Struktur- und Handlungsmaxime oder die Lebensweltorientierung. In Forschungsberichten oder Hausarbeiten haben wir dann die Chance, dieses Gelernte auf unsere Interessensbereiche anzuwenden. In meinem Forschungsbericht habe ich bspw. das Thema Stressbelastung bei Schülerinnen und Schülern untersucht.
Generell hilft wirklich der Austausch mit Kommilitoninnen und Kommilitonen innerhalb der Reflexionsveranstaltungen am meisten, um sich wirklich intensiver mit verschiedenen Handlungsfeldern zu beschäftigen.
Auch Prof. Dr. Markus Sauerwein, Professor an der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf im Studiengang Soziale Arbeit, setzt sich mit seinen Forschungen dafür ein, dass das Thema Soziale Arbeit und Schule genauer definiert und auch bundesweit mehr Präsenz innerhalb des Studiums der Sozialen Arbeit erhält. Hier finden Sie ein Interview zu seiner letzten Publikation zum Thema Rechtsanspruch auf Ganztag.