Anfang März begrüßte Studiengangsleiter Wolfgang Pasch gemeinsam mit seinen Kolleginnen Prof. Dr. Andrea Thiekötter und Prof. Dr. Renate Adam-Paffrath die Kooperationspartner des Studiengangs Pflege und Gesundheit, B.A. zum Trägertreffen an der Fliedner Fachhochschule. Neben aktuellen Informationen zum Studiengang, der Hochschule und Fortschritten in Bezug auf die Refinanzierung der hochschulischen Ausbildung, bildeten Überlegungen zur gemeinsamen Gewinnung Studierender den thematischen Fokus der Veranstaltung.

Im Interview lässt Wolfgang Pasch den Austausch zwischen Hochschule und Praxispartnern Revue passieren und spricht über den Ansatz, gemeinsam mit kooperierenden Praxisstellen über das primärqualifizierende Pflegestudium zu informieren.

 

Im Jahr 2012 erging eine Empfehlung des Wissenschaftsrates zur hochschulischen Qualifizierung von Gesundheitsfachkräften. Wie steht es heute um die Akademisierung der Pflege?

Der Wissenschaftsrat hatte für die akademische Ausbildung einen Anteil von bis zu 20 Prozent vorgesehen. Tatsächlich liegen wir aktuell bei etwa einem Prozent akademisch ausgebildeter Pflegender. Das bedeutet für NRW konkret, dass auf etwa 5.000 Pflegelernende statt der anvisierten 1.000 für die primärqualifizierenden Studiengänge weniger als 50 Studierende pro Jahr kommen.

 

Wie kommt Ihrer Einschätzung nach diese große Differenz zustande? Ist Pflege als Hochschulstudium nicht attraktiv?

Das Pflegestudium ist ein attraktiver Einstieg in die Pflege, der den Absolvent:innen viele verschiedene Karrierewege eröffnet. Mein Eindruck ist aber – und das bestätigten auch die Träger im Gespräch – dass Pflege als Studium vielen Schulabgänger:innen weiterhin unbekannt ist.

Und wer nicht weiß, dass es ein Studium Pflege und Gesundheit gibt, wird danach auch nicht bei einer Hochschule Ausschau halten. Pflegeinteressierte suchen nach Karrierewegen in der Pflege direkt bei den Trägern – wir brauchen also die Hilfe der Träger, um auf das primärqualifizierende Hochschulstudium aufmerksam zu machen.

 

Finden Sie bei den Trägern Unterstützung für die Akademisierung der Pflege? Und welche Aufgaben können studierte Pfleger:innen übernehmen?

Da ist das Bild insgesamt durchaus heterogen, aber unsere Kooperationspartner unterstützen selbstverständlich die hochschulische Ausbildung und stellen uns Praxisplätze für unsere Studierenden zur Verfügung. Wir sind sehr froh darüber, dass wir für unser Studienangebot so engagierte Kooperationspartner haben, die in die hochschulische Ausbildung investieren.

Akademisierte Pfleger:innen können erweiterte Aufgaben übernehmen, die Aufteilung ist aber nicht trennscharf. Unsere Absolvent:innen bringen auch wissenschaftliche Kompetenzen in die Pflege ein. Sie eignen sich insbesondere für sogenannte hochkomplexe Pflegesituationen und sollen in solchen instabilen Pflegesituationen Fallverantwortung übernehmen können. Dazu gehört auch, das eigene Pflegehandeln wissenschaftlich zu begründen und wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis zu bringen.

 

Die Akademisierung der Pflege soll dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Wie kann man sich das vorstellen?

Die Akademisierung der Pflege erweitert Aufgabenfelder und Karrieremöglichkeiten. Das schafft neue Perspektiven und vergrößert den Adressatenkreis. Heute sind mehr als die Hälfte der Schulabgänger hochschulzugangsberechtigt – für diese Zielgruppe müssen wir attraktive Perspektiven in der Pflege schaffen.

 

Ein zentrales Thema des Trägertreffens war der Aufruf: Gemeinsam Studierende gewinnen. Was sind Ihre konkreten Wünsche und Vorhaben, um die Idee kooperativ umzusetzen?

Wir wünschen uns, dass wer sich für Pflege interessiert, die Möglichkeit hat, auf das Pflegestudium aufmerksam zu werden. Wenn das Nadelöhr die fehlende Information nach außen ist, kann man hier von innen gut nachsteuern. Dann haben wir „nur“ ein Kommunikationsproblem.

Neben den Fachverantwortlichen der Hochschule und den kooperierenden Praxisstellen, sollten daher auch Kommunikationsverantwortliche beider Seiten in den Austausch zu gemeinsamen digitalen und analogen Informationswegen gehen und sich hier stärker vernetzen.

Aus diesem Grund haben wir die Abteilung Marketing der Fliedner Fachhochschule involviert und ein Booklet für unsere Praxisstellen und deren Personal- bzw. Kommunikationsverantwortliche erstellt, in dem wir unseren Ansatz, gemeinsam Studierende zu gewinnen, entlang von vier konkreten Schritten umreißen und auf Ansprechpartner für unterschiedliche Anliegen verweisen. Zum Beispiel: Woher kriege ich Flyer zum Studiengang oder an wen muss ich mich wenden, wenn ich Unterstützung für eine Präsenzveranstaltung brauche.

 

Welches Resümee ziehen Sie?

Im Austausch über die Bedarfe und mögliche Lösungsansätze gab es eine relativ breite Einigkeit. Wir haben den Eindruck, dass unser Anliegen über die Praxispartner an die richtigen Stellen transportiert wird und erhoffen uns aus dieser neuen Schnittstelle umfängliche und auch kreative Informationsangebote.

Jenseits des kommunikativen Ansatzes sollte man aber auch erwähnen, dass die Vergütung für die Studierenden und die praktische Ausbildung nun endlich in den Startlöchern steht. Das macht das Studium für die potentiellen Studierenden deutlich attraktiver.

Die Pflege ist und bleibt ein hochattraktiver, sinnstiftender Beruf und bekommt durch die hochschulische Qualifizierung deutlich mehr Handlungsspielraum. Wir können stolz sein, dass sich hier so hervorragende Aussichten auftun.

 

 

Zum Download: „Pflege und Gesundheit, B.A. Gemeinsam Studierende gewinnen“

Die Fliedner Fachhochschule lädt Sie, als interessierte Praxisstelle oder Träger, dazu ein, mit uns Kontakt aufzunehmen und gemeinsame Ideen zur umfassenden Information über die hochschulische Qualifizierung zu realisieren.

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