Auch in diesem Jahr haben Studierende im 6. Semester der Studiengänge Pflegepädagogik, B.A., und Pädagogik für den Rettungsdienst, B.A., in Gruppen an verschiedenen Praxisforschungsprojekten mit Kooperationspartnern der Fliedner Fachhochschule gearbeitet. Die Themen für die Forschungsprojekte werden immer von Bildungseinrichtungen im Gesundheitswesen eingebracht, die Studierenden dürfen aber selbst wählen, welches der aktuellen Themen aus der Praxis sie im Rahmen einer kleinen empirischen Arbeit bearbeiten möchten.

Zum Ende des Semesters haben die Studierenden nun die Ergebnisse in einer Online-Veranstaltung präsentiert, zu der neben den Dozierenden und Studierenden der FFH auch Vertreter:innen der Kooperationspartner eingeladen waren.

In diesem Jahr sind insgesamt acht Praxisforschungsprojekte vorgestellt worden. In den Themen spiegeln sich die aktuellen Herausforderungen in den Bildungseinrichtungen im Gesundheitswesen wider. So wurden z.B. der digitale Unterricht während der Covid-19-Pandemie oder die Kooperation der Lernorte und die Gestaltung der Praxisbegleitung im Rahmen der generalistischen Pflegeausbildung untersucht. Aber auch grundlegende Themen wie der Umgang mit Lernblockaden oder die Bedeutung der mündlichen Beteiligung im Unterricht wurden von den Studierenden bearbeitet. Die angehenden Pädagogen im Rettungsdienst haben untersucht, inwieweit ihr eigenes akademisches Berufsbild in den Rettungsdienstschulen bereits verankert ist.

Die angehenden Pflegepädagog:innen Milena Martinovic, Stephanie Beaujean, Yasmin Ludwig, Nadja Pirev, Kristin Okuhn, Annika Seeliger, Jessica Schneider, Ron Schnepper und Ute Sorg stellen ihr Projekt und ihre Erfahrungen etwas ausführlicher vor. Die Gruppe hat sich damit beschäftigt, welche Faktoren für Auszubildende wichtig sind, um sich für einen Arbeitgeber zu entscheiden. Befragt werden konnten insgesamt 30 Auszubildende einer Pflegeschule, die sich gerade in der Ausbildung zur/zum Pflegefachfrau bzw. -mann befinden.

Warum ist die Arbeitgeberwahl als Thema in der Pflegeausbildung aus Ihrer Sicht wichtig?

Das Thema „Pflegefachkräftemangel“ ist schon lange in den Medien präsent und die Covid-19 Pandemie hat das noch verstärkt. Es ist sehr wichtig, Pflegefachpersonen im Beruf zu halten und die Weichen für eine lange und erfolgreiche Laufbahn in der Pflege werden schon in der Ausbildung gestellt. Auszubildende können sich durch die generalistische Ausbildung für alle Bereiche der Pflege entscheiden, denn sie werden für die Pflege von Menschen aller Altersgruppen und in allen Settings (Akut- und Langzeitpflege, ambulante und stationäre Strukturen) ausgebildet. Es besteht die Sorge, dass sich künftig mehr Auszubildende nach abgeschlossener Berufsausbildung von der stationären Langzeitpflege abwenden könnten. Gleichzeitig ist gerade der Bedarf in diesem Bereich hoch. Es macht daher aus unserer Sicht Sinn, die Bindungsfaktoren an die stationäre Langzeitpflege bei Auszubildenden in der generalistischen Pflegeausbildung zu untersuchen.

Was hat Sie an den Ergebnissen der Befragung überrascht – was hat aber auch Ihre Erwartungen bestätigt?

Wir haben damit gerechnet, dass die Auszubildenden dem Bereich der stationären Akutpflege im Krankenhaus höhere Karrierechancen zuschreiben. Dass dem Bereich der ambulanten Pflege hingegen so gut wie keine Karrierechancen zugeschrieben werden, hat uns in der Deutlichkeit überrascht. Die stationäre Langzeitpflege belegt hier wie von uns erwartet das Mittelfeld.

Bei der Literaturrecherche konnten wir einigen Quellen entnehmen, dass die Bezahlung bei der Generation der 19–25-Jährigen keinen großen Stellenwert einnimmt. Die Befragten aus diesem Projekt schreiben der Vergütung allerdings eine große Bedeutung zu. Hier stellt sich uns die Frage, ob dies vielleicht ein Zufallsbefund ist oder die Bezahlung doch eine größere Bedeutung einnehmen könnte – evtl. auch verstärkt durch die aktuelle Diskussion im Kontext der Covid-19 Pandemie. Der Personalmangel in der Pflege hat auch Auswirkung auf die Praxisanleitung: Die Mehrheit der Befragten hat sich hier mehr Unterstützung gewünscht. Interessant war auch, dass knapp Dreiviertel der Befragten angaben, dass die theoretische  Ausbildung auch einen Einfluss auf den Verbleib beim Träger der praktischen Ausbildung hat.

Was nehmen Sie für Ihre eigene berufliche Tätigkeit aus dem Projekt und der Projektarbeit mit?

Unsere Recherchefähigkeiten, die Fähigkeiten im Umgang mit unterschiedlicher Software und Medien, sowie die Fähigkeiten zur Planung eines Projekts sind gewachsen! Durch die gut geplante Projektarbeit mit konstant erreichbaren Ansprechpartner:innen ließ sich diese Gruppenarbeit effektiv und gewinnbringend umsetzen. Für unsere berufliche Zukunft nehmen wir die Idee mit, dass gut begleitete Projekte auch für Auszubildende an Pflegeschulen gewinnbringend sein können. Die intensive Auseinandersetzung mit einem Thema und die selbstständige Organisation sind aus unserer Sicht effektive Lernmethoden. Als Studierende der Pflegepädagogik hat uns besonders beeindruckt, dass auch die theoretische Ausbildung die berufliche Entscheidung der Auszubildenden womöglich strakt beeinflusst. Das bestärkt uns in dem Glauben, dass motivierte Lehrer:innen in der Pflegeausbildung einen Beitrag leisten können, um den Auszubildenden Freude an ihrem zukünftigen Job zu vermitteln.