Transkulturell orientierte psychosoziale Gruppenarbeit

Titel

Transkulturell orientierte psychosozialen Gruppenarbeit mit jugendlichen Flüchtlingen (UMA) an der Schnittstelle zwischen sozialem und medizinischem Bereich – Entwicklung einer Konzeption

Bearbeiter/-innen

Prof. Dr. Anke Kerschgens

Laufzeit

10/2017 bis 09/2019

Kooperationspartner

Frankfurter Institut für Interkulturelle Forschung und Beratung

Kurzbeschreibung

Im Hinblick auf die Unterstützung von jugendlichen Flüchtlingen greift das  Projekt zwei große Bedarfssituationen auf, die sich zum einen auf die jugendlichen Flüchtlinge selbst und zum anderen auf die mit ihnen befassten Fachkräfte beziehen. Beide Bedarfe hängen zusammen. Jungendliche Flüchtlinge haben entwicklungsnotwendige Bindungen verloren, viele haben Gewalterfahrungen gemacht. Dies wiederum führt zu psychischen und psychosomatischen Beeinträchtigungen. Die Praxis macht deutlich, dass jugendliche Flüchtlinge zusätzlichen Halt, Unterstützung und Begleitung brauchen, um ihre Erfahrungen verarbeiten und sich altersgerecht entwickeln zu können (Unicef Lagebericht Juni 2016). Es wird davon ausgegangen, dass diese zusätzliche Förderung mit einer psychosozialen Perspektive erfolgen muss, d.h. psychische und soziale Situation müssen aufeinander bezogen und in ihrer Verknüpfung berücksichtigt werden. Wichtig ist dabei der Blick auf die Dynamik und die aktuellen, auch fluchtbedingten Konflikte der adoleszenten Entwicklung seitens der jungen Menschen sowie eine transkulturelle Haltung seitens der Fachkräfte, die die jugendlichen Flüchtlinge begleiten. Das bedeutet zum einen den jugendlichen Flüchtlingen Gelegenheiten zu bieten, ihr ‚eigenes Gewordensein‘ in den Blick zu nehmen und die Kulturgebundenheit von Erfahrungen zu reflektieren und zum anderen den Blick auf die Dynamik und die Bedeutung von Gruppen als soziale Erfahrungsräume zu öffnen.Für die jugendlichen Flüchtlinge besteht der Bedarf nach einem transkulturellen, psychosozialen Setting, das die Bearbeitung ihrer Erfahrungen ermöglicht. Sie brauchen aufgrund der zahllosen lebensgeschichtlichen Brüche eine intensive Begleitung bei der Suche nach Antworten auf die Fragen, „wer war ich vor der Flucht?“, „wer bin ich jetzt?“ und „kann und darf ich eine Zukunft haben?“. Es gilt die emotionalen Erfahrungen gemeinsam zu erleben, auszuhalten und zu besprechen und ihnen einen Ort in der Lebensgeschichte zu geben. Dieses Verstehen ermöglicht Persönlichkeitsentwicklung.

Schwer zu verarbeitende Erfahrungen erfordern ein besonderes Setting. Für psychosozial beeinträchtigte jugendliche Flüchtlinge besteht jedoch aktuell eine Leerstelle zwischen zwei Hilfesystemen: dem Sozialen und dem Medizinischen, da es jenseits von psychischen Akutkrisen wenig gezielte Angebote für den Umgang mit psychosozialen Beeinträchtigungen gibt.

 

Hieraus ergibt sich der große Bedarf der Fachkräfte: Pädagogische Fachkräfte können die psychosozialen Einbrüche in den Einrichtungen oftmals nicht ausreichend verstehen und bearbeiten, die Folge sind nicht zuletzt Retraumatisierungen der jugendlichen Flüchtlinge. Um diese Anforderungen zu bewältigen bedarf es Handlungskonzepte, die einen psychosozialen und kulturvermittelnden Zugang eröffnen. Das zu entwickelnde Konzept soll hierzu einen Lösungsansatz bieten, um den dringenden Bedarf, psychosozial orientierter Angebote als eigenständige und ergänzende Hilfemaßnahme gerecht zu werden.

 

Das Projekt dient dazu, anhand einer zwei Jahre laufenden Modellgruppe mit jungen Frauen aus Eritrea, Äthiopien und Somalia ein in der pädagogischen Praxis anwendbares Konzept zu erarbeiten und über eine Publikation und einen Fachtag zu verbreiten.

Fachliche Zuordnung

Cluster III

Mittelgeber/Förderer

Aktion Mensch